Grußwort: Wolfgang de Bruyn

Dem Kleist von Potsdam gewidmet


Gegenwärtiger denn je war er uns im Jahr 2011, allen Unkenrufen zum Trotz, dass Dichterjubiläen keine Kränze mehr auf ihre Veranstalter herabbringen können. Und auf die skeptische Frage, was davon bleiben wird, fallen mir nicht nur der neu gestaltete Landschaftspark – das Kleist-Wäldchen – und das Grab am Kleinen Wannsee ein.


Auch die Begeisterung der Studierenden Ihrer Schule, Frau Dr. Hoffmann, für den „nicht zu dämpfenden Feuergeist“, die ich mehrmals erleben durfte, wird bleiben; der verhaltene Stolz der Kirchgemeinde im Spreewald-Dörfchen Gulben, über die von Pannwitz und von Schönfeldt mit Kleist verbunden zu sein – und, sicherlich, der feste Wille aller Beteiligten, Kleist als Vorläufer der Moderne zu sehen und sein literarisches Erbe in die Zukunft zu führen.


Mit einer Fülle von Veranstaltungen, die der „Kleist-Spur“ bis nach Kundus folgte, hat „der arme Kauz aus Brandenburg“ die Fontane-Hochburg Potsdam erobert. Dank der Schule des Zweiten Bildungsweges „Heinrich von Kleist“, der Großen Stadtschule, in der eine Holztreppe mit Balustergeländer seinen Namen trägt, ist nun auch der Kleist von Potsdam eingebrannt ins Gedenken.


So wie die Stadt Thun, die „Pforte zum Berner Oberland“, den „lorbeerkranzbedürftigen jungen Adligen mit dem Knabenantlitz“, wie Robert Walser seinen Kleist nennt, 2011 ebenfalls richtig entdeckt hat und Kleists Schweizer Aufenthalt 1802/03 zum Anlass nahm, sein Insel-Idyll in der Aare nach ihm zu benennen.


Nach der Eröffnung des Kleist-Jahres am 4. März 2011 titelte Ulrich Greiner in der „Zeit“: „Kleist kommt“, was fast ein wenig drohend klang. - Und er kam! Mit dem kulturellen Bildungsprojekt „Kleist-WG“, an dem die Schule des Zweiten Bildungsweges auf der Grundlage unserer Kooperationsvereinbarung maßgeblich beteiligt war, hatten wir einen wahren Besucheransturm erlebt.


Und der Neubau zum Kleist-Museum, der erstmals in der wechselvollen Geschichte der Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte angemessene Bedingungen für die Unterbringung der Sammlungen schafft und attraktive Wechselausstellungen überhaupt erst ermöglicht, wird als vielversprechendes Signal im Foyer jene „Zwölf Sichten auf Kleist“ (12 wundervoll-wundersame Kleist-Köpfe aus Beton) zur Eröffnung Mitte 2013 präsentieren, die im Leistungskurs Kunst Ihrer Schule entstanden sind.


Wenn das kein hoffnungsvolles Zeichen für die weitere gute Zusammenarbeit über das Jubeljahr hinaus sein sollte!


Dr. Wolfgang de Bruyn


Wolfgang de Bruyn ist der Direktor des Kleist-Museums in Frankfurt (Oder).


zur Veranstaltung


Wir danken der Landeshauptstadt Potsdam, besonders dem Kulturamt, für die finanzielle Förderung des Kleist-Jahres 2011.


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